Warum Island der perfekte Ort ist, um die Mitternachtssonne zu fotografieren
Der Sommer ist da und in der Welt der Landschaftsfotografie hörst du immer wieder den Ausdruck „Das Land der Mitternachtssonne“. Ich weiß, es klingt wie der Titel eines Liebesromans. Also, was IST die Mitternachtssonne und was hat sie mit der Landschaftsfotografie zu tun?
Die Mitternachtssonne: Wenn die Sonne niemals schläft
Die Mitternachtssonne kann man im Sommer in Island erleben. Fotocredit: 'Kaspars Dzenis'.
Die Mitternachtssonne ist genau das: die Sonne um Mitternacht. Es ist ein Naturphänomen, das in der südlichen und nördlichen Polarregion der Erde auftritt. Während einer bestimmten Zeit des Jahres (21. Juni im Norden und 22. Dezember im Süden) führt die Neigung der Erde dazu, dass die Sonne nicht hinter dem Horizont verschwindet. Sie ist 24 Stunden am Tag sichtbar, sodass man sie auch um Mitternacht sehen kann.
In der südlichen Polarregion gibt es keine menschlichen Siedlungen, von denen aus man dieses Phänomen im Dezember beobachten könnte. Die einzige Möglichkeit ist die Nordhalbkugel und eines der besten Reiseziele, um die Mitternachtssonne zu sehen, ist Island. Auch in Grönland, Finnland, Norwegen, Schweden, Russland und Alaska in den USA tritt sie auf, aber es geht einfach nirgends auf der Welt so gut wie in Island! Nur, was hat das mit Fotografie zu tun?
Godafoss. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
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Unter der Mitternachtssonne entstehen einige der spektakulärsten Landschaftsaufnahmen überhaupt.
Als Landschaftsfotografen haben wir von Natur aus ein Faible für Sonnenauf- und -untergänge. Das Problem ist, dass sie so schnell wieder vorbei sind. Man hat kaum Zeit, ihn zu fotografieren, da ist er schon wieder vorbei und man steht wortwörtlich im Dunkeln da.
Es gibt nur ein paar Tage im Jahr, wo die Sonne in Island für die vollen 24 Stunden komplett zu sehen ist, aber selbst an den anderen Tagen, an denen sie doch untergeht, wird es nie dunkel, denn die Sonne wandert einfach nur am Horizont entlang, sodass ein ausgedehnter Sonnenuntergang entsteht, der irgendwann in den Sonnenaufgang übergeht. Mit dem Ergebnis, dass man eine mehrere Stunden dauernde Sonnenauf- und -untergangsphase genießen kann!
Goldenes Licht bei Dyrholaey. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Man könnte also sagen, dass es eine einzige lange Sonnenauf- und -untergangsparty ist! Stundenlanges goldenes Licht eröffnet dir eine Vielzahl an möglichen Fotomöglichkeiten und Bildkompositionen. Diese herrlichen, goldenen Stunden sind großartig, weil du alle Zeit der Welt hast, das perfekte Foto zu machen und nicht von der einbrechenden Dunkelheit gehetzt wirst. Du kannst den Sonnenuntergang sogar von verschiedenen Standorten fotografieren und hast trotzdem noch genug Zeit, um die Farben und das Abendlicht zu genießen.
Die Mitternachtssonne in Island ist perfekt, um Wildblumen zu fotografieren. Fotocredit: 'Kaspars Dzenis'.
Da das goldene Licht der Mitternachtssonne so lange verweilt, kannst du sogar zu einer ganz anderen Location fahren und dort weiter den Sonnenuntergang fotografieren.
Ende Juni dauert dieses zauberhafte Licht von circa 22 Uhr bis 2 oder 3 Uhr am Morgen und auch direkt davor und danach ist das Licht toll. Das bedeutet lange Nächte auf der Jagd nach den perfekten Fotos.
Reynisfjara. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Ein weiterer Vorteil der Mitternachtssonne ist, dass du bei schlechtem Wetter einfach warten kannst, bis es vorübergeht und danach trotzdem noch einen prächtigen Sonnenauf- oder -untergang fotografieren kannst. Du weißt bestimmt, was man in Island sagt: „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte einfach 15 Minuten“.
In südlicheren Gefilden kannst du den kompletten Sonnenuntergang verpassen, wenn nur ein Schauer durchzieht. Während der Zeit der Mitternachtssonne in Island stehen dir fünf bis sechs Stunden fantastischen Lichts zur Verfügung. Darum ist es kein Problem, wenn du ein Gewitter abwarten musst oder mit dem Auto irgendwohin fährst, wo dir das Wetter mehr zusagt. Du kannst die Wartezeit sogar in einem von Islands vielen geothermalen Becken verbringen und von deinem warmen, geothermal erhitzten Wasserbad aus, zuschauen, wie sich die Wetterfront über den Himmel schiebt.
Hallgrimskirkja im goldenen Abendlicht. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Mit 24 Stunden Tageslicht hast du nicht nur genug Zeit, um mit dem Auto zu deinem Wunschziel zu fahren, sondern du kannst auch zu Fuß gehen. In Island gibt es viele wunderschöne Wanderwege und mit so vielen Tageslichtstunden hast du reichlich Zeit, um sie zu erkunden.
Einige Orte, die unter der Mitternachtssonne tolle Fotomotive abgeben, erfordern ein bisschen mehr Einsatz beim Wandern. Im Sommer kannst du dir den Landmannalaugar-Wanderweg vornehmen und einige der beeindruckendsten Geothermalgebiete und grünsten Wälder des Landes entdecken.
Landmannalaugar ist das ideale Reiseziel im Sommer, wenn dir die Mitternachtssonne fast 24 Stunden am Tag Licht schenkt, um die Region zu erkunden. Fotocredit: 'Kaspars Dzenis'.
Ein weiterer spektakulärer Ort ist die Bergkette Kerlingarfjöll mit farbigen Rhyolithbergen und geheimnisvollen, dampfenden Geothermalgebieten.
Die Zeit der Mitternachtssonne ist ideal für einen Besuch von Kerlingarfjoll. Fotocredit: 'Kaspars Dzenis'.
In der Gegend von Thórsmörk erwartet dich und deine Kamera eine richtige Oase. Im isländischen Hochland gibt es so viel zu fotografieren, dass du mehr als einen oder zwei Tage brauchen wirst, um wirklich mit der Landschaft auf Tuchfühlung zu gehen!
Das Tal von Thor. Fotocredit: 'Max Rive'.
Wenn eine mehrtägige Wanderung nicht dein Ding ist, dann gibt es auch zahlreiche Wanderungen zu Wasserfällen wie Svartifoss im Naturreservat Skaftafell und Öxaráfoss im wunderschönen Thingvellir-Nationalpark am Golden Circle. Diese Wanderungen sind relativ kurz und die Mühe wert. Wenn du zeitlich flexibel bist, hat die Mitternachtssonne den Vorteil, dass du diese Orte zu später Stunde aufsuchen und so den ganzen Tagestouristen in den Reisebussen aus dem Weg gehen kannst!
- Siehe auch: Sommer-Workshops in Island
Dyrholaey. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Wenn die ländlichen Gegenden bei deinem Besuch in Island nicht auf dem Reiseplan stehen, dann bietet auch die Innenstadt von Reykjavík viele Fotomotive. Die Hauptstadt liebt den Sommer und auch nach Mitternacht sind noch viele Menschen im Freien unterwegs und genießen die langen Tage.
Mach einen Spaziergang im Hafen und erlebe Island unter der Mitternachtssonne. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Island hat eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt. Das heißt, dass du auch spät nachts mit der Kamera durch die Stadt laufen kannst, ohne dich in Gefahr zu begeben. Egal ob du die berühmte Konzerthalle Harpa mit ihrer farbigen Lichtshow oder die nahegelegene Skulptur Sun Voyager (Sólfarid), die wie ein Traumboot mit der Nase aufs Meer zeigt, fotografieren möchtest, im Sommer kannst du das in aller Ruhe zur besten Tageszeit tun.
Der Sun Voyager in Reykjavík bietet unter der Mitternachtssonne einen faszinierenden Anblick. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Mit so vielen Attraktionen und endlosem Tageslicht, gibt es irgendwelche Nachteile?
Manche Leute können im Sommer in Island nicht besonders gut schlafen, denn es wird nie richtig dunkel. Auch viele Landschaftsfotografen müssen sich erst an die neue Situation gewöhnen, obwohl sie sich sehr auf die vielen Tageslichtstunden freuen. Wenn man im Sommer zum Fotografieren nach Island reist, besteht die Gefahr einer Überlastung oder Überforderung.
Die Einheimischen haben ihre eigene Art, damit umzugehen: Sie schlafen einfach weniger. Urlaubern kann eine Schlafmaske helfen oder sie machen ein paar Nickerchen über den Tag verteilt. Der Körper passt sich mit der Zeit an und dann findest du auch die Energie zum Fotografieren.
- Siehe auch: 8-tägige Sommer-Fotoreise in Island
Da dir so viele Tageslichtstunden zur Verfügung stehen, ist es wirklich kein Problem, zur Mittagszeit, wenn die Sonne am stärksten ist, ein wenig zu schlafen oder dich auszuruhen. Wenn du schon weißt, dass du um Mitternacht unterwegs sein wirst, dann kannst du doch am Nachmittag schlafen! So gehst du auch den Touristenmassen aus dem Weg, denn die meisten sind zwischen Mittag und Abendessen unterwegs.
Seljalandsfoss. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Ein weiteres mögliches Problem ist, dass dir die Speicherkarten ausgehen! Es ist keine Seltenheit, dass Islandreisende im magischen Licht der Mitternachtssonne in Nullkommanichts ihre Speicherkarten füllen. Wenn man 24 Stunden Tageslicht hat, sechs bis acht davon mit den wunderbaren goldenen Farben des Sonnenauf- bzw. -untergangs, dann wird man leicht von den vielen schönen Eindrücken überwältigt und macht mehr Fotos als sonst.
Also bring unbedingt genug Speicherkarten mit, wenn du während der Zeit der Mitternachtssonne nach Island kommst, damit du Platz für all deine Fotos hast! Denke auch daran, dass die Batterien deiner Kamera stark beansprucht werden, daher solltest du ein paar Ersatzbatterien mitbringen.
Vestrahorn im Sommer. Fotocredit: 'Edwin Martinez'.
Wir haben das isländische Wetter schon von seiner besten und seiner schlechtesten Seite kennengelernt und können dir sagen, dass es selbst im Sommer kalt, windig und nass sein kann. Trage also unbedingt mehrere Schichten, damit du auch mal eine gewisse Zeit überbrücken kannst, wenn das Wetter nicht kooperiert. Wenn du eine positive Einstellung hast, dann weißt du auch, dass dir dramatisches Wetter stimmungsvolle Bilder ermöglicht! Einige unserer Lieblingsfotos von Island entstanden in heftigen Gewittern, also lege deine Kamera nicht gleich aus der Hand.
Ein letzter Rat für deine Fotoreise nach Island während der Zeit der Mitternachtssonne ist, es ruhig anzugehen. Es ist sehr leicht, von der Qualität und der Dauer der goldenen Stunden überwältigt zu werden. Wir haben schon oft beobachtet, dass Fotografen vor Begeisterung über die fantastischen Sonnenuntergänge kopflos herumlaufen und so viele Fotos wie möglich machen … und 30 Minuten später merken sie, dass das Licht nicht verschwindet. Im Gegenteil, es wird nur besser!
Während der Mitternachtssonne hast du in Island viele Stunden mit magischem Licht zur Verfügung. Der Trick ist, mit deiner Energie zu haushalten und auch mal eine Pause zu machen, damit dir die Freude am Fotografieren nicht vergeht. Denn was nützt es, viele Fotos zu machen, wenn du vergessen hast, den Moment zu genießen?
Die Mitternachtssonne über einem Mooshügel. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.
Wenn wir eines über Island im Sommer sagen können, dann, dass es wirklich das Land der Mitternachtssonne ist – ein gastfreundliches Land voller Fotomöglichkeiten und du hast endlos viel Zeit, um sie zu erkunden. Egal ob du Papageientaucher im Abendlicht an den Westfjorden fotografieren, durch das schroffe und wilde Hochland wandern oder die atemberaubenden Wasserfälle bewundern willst - in Island gibt es unzählige Orte, wo du das magische Licht der Mitternachtssonne fotografieren kannst. Ob du zwischen den Eisbergen am Strand nahe der Gletscherlagune Jökulsárlón spazierst oder durch die Innenstadt von Reykjavík mit ihrer fantastischen Architektur – dir wird immer etwas Interessantes vor die Linse kommen.
Worauf wartest du also? Packe deine Taschen und deine Kamera (und viele Batterien und Speicherkarten) und besuche das Land der Mitternachtssonne. Zwischen Mai und August ist Island am schönsten und dieses bezaubernde und beeindruckende Land sollte jeder einmal im Leben gesehen haben.
Denkst du darüber nach, Island im Sommer zu besuchen? Nimm doch an unserem Fotoabenteuer unter der Mitternachtssonne in den Westfjorden teil!
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