Der ultimative Guide zur Eishöhlen-Fotografie in Island

Der ultimative Guide zur Eishöhlen-Fotografie in Island

Verifizierter Experte

Eine EishöhleFür die meisten Fotografen, die nach Island reisen, ist es ein absolut einmaliges Erlebnis, die unbeschreibliche Atmosphäre in den Eishöhlen des Landes mit der Kamera einzufangen. Aber um eine Enttäuschung zu vermeiden, muss man die Sache richtig angehen.

In diesem ultimativen Fotografie-Guide für Islands atemberaubende Eishöhlen erfährst du, wie Eishöhlen entstehen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern, wann die beste Zeit ist, um die berühmtesten Eishöhlen des Landes zu besichtigen, wie wichtig ein erfahrener Tourguide ist, sowie alles über die angemessene Bekleidung, die empfohlene Fotoausrüstung und wie genau du deine eigenen, spektakulären Eishöhlenfotos in Island machen kannst.



Inhalt:


Die wechselhafte Natur von Islands Eishöhlen

Islands imposante Gletscherhöhlen entstehen auf natürliche Art und Weise, wenn das Eis im Sommer schmilzt und das Schmelzwasser unter dem dicken Gletschereis lange Tunnel und Höhlen gräbt. Da Gletscher dauernd in Bewegung sind und das Eis immer wieder schmilzt und neu gefriert, verändern die Eishöhlen ständig ihre Struktur, Form und Größe.

Eine Eishöhle in IslandEishöhlen verändern sich. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.

Wegen ihrer wechselhaften Natur kann es passieren, dass manche Eishöhlen nicht jedes Jahr zugänglich sind oder sogar ganz verschwinden. So ist jeder Besuch einer Eishöhle in Island ein einmaliges Erlebnis mit einzigartigen Fotomotiven wie zum Beispiel seltsamen Eisformationen, außergewöhnlichen Streifenmustern und leuchtenden Farben in den gefrorenen Wänden.

Vielleicht bist du eine von nur ganz wenigen, glücklichen Personen, die eine bestimmte Eishöhle betreten können, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwindet.



Wann ist die beste Zeit, um eine Eishöhle zu besichtigen?

Eishöhlen sind nur an wenigen Orten auf der Erde zugänglich und selbst dann nur zu bestimmten Jahreszeiten und unter bestimmten Bedingungen. Wenn sich dir also eine Chance bietet, ist das an sich schon eine absolute Seltenheit.

Um deine Chancen noch zu verbessern, solltest du deine Islandreise zwischen Anfang November und Ende März planen, denn dann sind die Eishöhlen am stabilsten und wahrscheinlich zugänglich. Einige Eishöhlen kann man wirklich nur im Winter betreten. Bei anderen kann man ganzjährig Glück haben. Das kommt auf die jeweilige strukturelle Integrität an.

Eine Eishöhle in IslandErkundungstour in einer Eishöhle. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.



Im Inneren von Islands berühmten Eishöhlen

Da die Eishöhlen in Island nur eine begrenzte Lebensdauer haben, haben die meisten keinen offiziellen Namen. Aber wenn eine Eishöhle in einem Jahr an derselben Stelle oder in der Nähe wie im Vorjahr auftaucht, dann erhält sie oft einen Namen, damit Besucher und Tourguides sie von anderen unterscheiden können.

Die Kristallhöhle

Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas und beherbergt eine extravagante Eishöhle, die als die „Kristallhöhle“ bekannt ist. Seit dem Winter 2011/2012 erscheint sie mehr oder weniger an dergleichen Stelle etwas westlich der Gletscherlagune Jökulsárlón.

Wegen ihrer Größe und guten Erreichbarkeit ist sie die am häufigsten besuchte Gletscher-Eishöhle Islands und es gibt mehrere geführte Touren dorthin. 70 bis 100 Personen gleichzeitig können die Kristallhöhle besichtigen und es ist ihre spezielle Form, die mit ihren gewölbten Wänden an eine spektakuläre, blaue Kuppel erinnert, die die meisten Fotografen in die Eishöhle im Vatnajökull zieht.

Eine Eishöhle in IslandDie Kristallhöhle. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.



Die Wasserfall-Höhle

Die Wasserfall-Höhle ist eine große Eishöhle östlich der Gletscherlagune Jökulsárlón am Vedurárdalur-Tal. Sie entsteht seit dem Winter 2015/2016 regelmäßig und ist insofern einzigartig, dass ein kleiner Fluss hinein statt hinaus fließt. Wenn du dem Fluss folgst, gelangst du zu einem hübschen, kleinen Wasserfall, der, je nachdem, wann du ihn besuchst, vielleicht sogar vereist ist.



Die Katla-Gletscherhöhle

Tief im Inneren des Katla-Gletschers, einem der gefährlichsten Vulkane Islands, befindet sich eine Eishöhle, die dunkler ist als die im Vatnajökull. Sie wurde im Winter 2016/2017 entdeckt und statt blauem Eis findest du hier Wände aus schwarzem Eis mit vereinzelten blassblauen Streifen und mit einer ganz dünnen Schneeschicht bestäubt.

Der Katla-Gletscher war von Beginn an ein wichtiger Drehort für die Serie ‚Game of Thrones‘. Wenn du aus diesem Grund einen Besuch planst, wird es dich freuen, dass die Katla-Gletscherhöhle nicht so weit von Reykjavík entfernt ist wie Vatnajökull, und dass sie auch im Sommer stabil genug ist, um sie zu besichtigen.



Wie gelangt man zu Islands Eishöhlen?

Islands Wetter ist berüchtigt dafür, dass es sehr wechselhaft und unvorhersehbar ist. Darum ist der Besuch einer natürlichen Gletscher-Eishöhle nicht ungefährlich.

Die Straßen zu den Eishöhlen können trügerisch sein. Manchmal sehen sie nur aus wie feste Straßen, verbergen aber unter einer Eisschicht ein größeres Gewässer oder sogar einen Fluss.

Wenn du nicht vorsichtig bist, kannst du mit deinem Auto ins eisige Wasser sinken!

Eine Eishöhle in IslandFaszinierende Eishöhlen. Fotocredit: 'Iurie Beelgurschi'.

Da Gletscher von Natur aus voller Risse und Spalten sind, geht es manchmal sehr tief nach unten. Wenn du nicht vorsichtig bist, kannst du Zig oder sogar Hunderte Meter tief in eine Gletscherspalte stürzen. Und wenn die Temperatur in einer Eishöhle steigt, kann schlimmstenfalls die Decke einstürzen und Besucher unter dem schweren Eis begraben.

Zu deiner eigenen Sicherheit und der Sicherheit anderer Reisender ist es wichtig, dass du natürliche Eishöhlen nur in Begleitung eines erfahrenen Tourguides betrittst, der über die nötige Qualifikation und Ausrüstung verfügt und für den deine Sicherheit an erster Stelle steht.



Was solltest du mitbringen, um Eishöhlen zu fotografieren?

Wenn du Islands Eishöhlen besuchen willst, ist es absolut unerlässlich, dass du die richtige Ausstattung dabeihast, um deine Sicherheit zu gewährleisten und spektakuläre Fotos mit nach Hause zu nehmen, die dich noch jahrelang an dieses Erlebnis erinnern. Als Hilfestellung findest du hier eine Liste mit Empfehlungen für Kleidung und Fotoausrüstung.

Empfohlene Bekleidung

  • Eine dicke Schicht Thermowäsche.
  • Eine dicke, mittlere Schicht aus Fleece.
  • Als äußere Schicht eine Daunenjacke.
  • Gute, warme Handschuhe, mit denen du deine Kamera bedienen kannst.
  • Wasserabweisende Hosen (möglichst Thermohosen).
  • Thermosocken.
  • Ein Nackenwärmer oder Schal.
  • Eine Skimaske, um dein Gesicht zu schützen.
  • Eine gute, warme Mütze, die auch deine Ohren bedeckt.
  • Wasserdichte, gefütterte, kniehohe Gummistiefel.
  • Schuhkrallen oder Klettereisen für sicheren Halt auf rutschigem Untergrund.
  • Eine Stirnlampe, da es in einer Eishöhle sehr dunkel sein kann.


Empfohlene Fotoausrüstung

  • Eine Digitalkamera, am besten eine D-SLR mit guten Ergebnissen im Restlichtbereich.
  • Ein stabiles Stativ. Der Untergrund in einer Eishöhle kann sehr rutschig sein und wenn du deine Kamera auf ein Stativ setzt, kannst du sicherstellen, dass du scharfe und stabile Bilder machst.
  • Ein Ultraweitwinkelobjektiv wie z. B. ein 16-35mm Objektiv auf einer Kamera mit Vollformatsensor oder ein 10-24mm Objektiv auf einer Crop-Sensor Kamera.
  • Ein lichtstarkes Ultraweitwinkelobjektiv wie ein 14mm f/2.8 Objektiv, um das schiere Ausmaß einer dunklen Eishöhle festzuhalten.
  • Ein Fernauslöser, um Verwackeln zu vermeiden.


Kameraeinstellungen für Eishöhlen-Fotografie

Das Innere einer Eishöhle zu fotografieren ist anfangs etwas knifflig, da die Umgebung recht dunkel ist. Vielleicht überfordern dich auch die vielen Formationen und Strukturen, sodass du keine Bildkomposition findest, die deine grandiosen Eindrücke richtig vermittelt.

Lass dich davon nicht entmutigen, denn mit der richtigen Anleitung wirst du deine eigene kreative Vision umsetzen und bei deinem Besuch spektakuläre Fotos aus dem Inneren einer kristallblauen Eishöhle machen. Folge diesen Einstellungen und mache scharfe, gut belichtete Fotos. Der Rest des kreativen Prozesses läuft dann ganz automatisch.

Die Fokussierung

Stelle zunächst deine Kamera und dein Objektiv auf manuellen Modus. Danach kannst du auf ein bestimmtes Objekt fokussieren, indem du an dem entsprechenden Rad an deinem Objektiv drehst und gleichzeitig durch den Sucher bzw. auf das Display deiner Kamera schaust. So legst du den Mittelpunkt des Fotos fest, zu dem das Auge des Betrachters automatisch wandert.   

Ein guter Anfang wäre zum Beispiel das untere Drittel des Rasters deiner Kamera. Achte darauf, dass der Fokus auf dem Objekt ist, dass dir am nächsten ist, denn so würden deine Augen ein Bild normalerweise übermitteln.

Eine Eishöhle in IslandDer Kegel. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.



Die Blendenöffnung

Die Blendenöffnung bezieht sich darauf, wieviel Licht vom Objektiv in deine Kamera gelassen wird. Wenn nicht genug oder zuviel Licht ankommt, werden deine Fotos nicht richtig belichtet.

Wenn man in einer Eishöhle in Island fotografiert, empfiehlt sich eine Blendenzahl von f/8-11 für eine Crop-Sensor Kamera. Bei einer Vollformat-Kamera benutzt man am besten f/11-16. Wenn es in einer Eishöhle besonders dunkel ist, kannst du sogar eine noch größere Blendenöffnung wie f/4 auswählen, um schneller zu fotografieren und das Risiko, das Bild zu verwackeln, zu minimieren.

Beachte aber, dass nicht das komplette Bild scharf sein wird, wenn du mit einer so großen Blende arbeitest.

Eine Eishöhle in IslandFotografieren in einer Eishöhle. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.



ISO-Einstellung

Verschiedene Kameras sind bei Restlicht unterschiedlich leistungsstark. Wenn du eine niedrige ISO-Zahl auswählst, reduziert das die Gefahr von Bildrauschen und deine Fotos werden knackig und glatt. Alles zwischen ISO 100-400 ist in Ordnung. Mit einem Stativ kannst du eine niedrigere ISO-Zahl benutzen und das Risiko verringern, dass Bildrauschen dein Foto ruiniert.



Weißabgleich

Diesen Bereich überlässt du am besten der Automatik, denn den Weißabgleich kannst du wenn nötig bei der Nachbearbeitung anpassen.

Belichtungsdauer

Für die richtige Belichtung solltest du eine Verschlusszeit von weniger als 30 Sekunden wählen und dein Histogramm zur Orientierung benutzen, damit die Schatten und die hellen Bildteile nicht beschnitten werden. Solange keine Beschneidung stattfindet, sind genug Informationen auf deinem Foto, um bei der Nachbearbeitung ein gut belichtetes Bild zu bekommen.



Eine Eishöhle in IslandErkunde eine Gletscher-Eishöhle. Fotocredit: 'Iurie Belegurschi'.

Wenn dein Vordergrund in der Höhle beweglich ist, also zum Beispiel ein Wasserfall oder ein Fluss, dann kannst du mit der Belichtungsdauer experimentieren, um verschiedene Bewegungen festzuhalten. Die Effekte, die du damit erzielst, können einem sonst ziemlich statischen Foto eine spannende Dimension geben. Eine kurze Belichtungszeit wie 1/125 friert die Bewegung ein und hält jedes winzige Detail des fließenden Wassers fest. Mit einer langsameren Verschlusszeit wie zum Beispiel 5 Sekunden erhältst du einen fließenden, traumartigen Effekt.



Belichtungsreihe

Wenn du in Richtung einer Lichtquelle wie den Eingang der Eishöhle fotografierst, solltest du bei deiner HDR-Kamera die Funktion „Belichtungsserie“ oder „Belichtungsreihe“ benutzen oder manuell mehrere Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen machen. Im Normalfall reichen fünf Fotos aus, damit du genug Informationen hast, um in der Nachbearbeitung die hellen Stellen zu kontrollieren und den dunklen Stellen Details zu verleihen.

Eishöhlen in IslandIn einer Eishöhlen muss man manchmal Belichtungsreihen erstellen. Fotocredit: 'Iceland Photo Tours'.

Eine gute Faustregel ist, das erste Foto mit einem Lichtwert von 0 zu machen und dann eine Reihe von derselben Bildkomposition mit -2, -1, +1, +2. Danach kannst du die Bilder in der Nachbearbeitung manuell zusammenfügen und ein richtig belichtetes Ergebnis erhalten.



Kreative Tipps für Eishöhlen-Fotografie

Jetzt kennst du die Grundlagen. Dann kannst du dich auch trauen, über die Grenzen hinauszugehen, kreativ zu werden, und wirklich dein ganz eigenes Erlebnis und deine eigenen Eindrücke in Islands Eishöhlen festzuhalten.

Focus Stacking

Da du bei schlechten Lichtverhältnissen und mit großer Blende fotografierst, kann es schwierig sein, alle Teile der Eishöhle ausreichend scharf zu bekommen. Wenn du feststellst, dass du mit diesem Phänomen zu kämpfen hast, oder wenn du Wert darauflegst, dass alles auf dem Foto absolut scharfgestellt ist, dann musst du mehrere Fotos mit dem Fokus auf unterschiedlichen Ebenen machen und diese später bei der Nachbearbeitung zusammenfügen.

Fokussiere zuerst auf das nächstgelegene Objekt im unteren Drittel des Rasters. Bewege den Fokus dann langsam auf etwas, das weiter weg ist; und so weiter, bis die komplette Bildkomposition scharf ist. Achte darauf, dass auch alle vier Ecken des Bildes scharfgestellt sind.



Fotografieren mit Personen

Wenn du eine Person im Bild platzierst, erhält der Betrachter einen Eindruck von der gewaltigen Größe der Eishöhle. Je nachdem, was die Person in dem Bild tut, kannst du auch eine Geschichte erzählen. So kann die Person zum Beispiel mit dem Rücken zur Kamera stehen und in Richtung der Öffnung in die große, weite Welt schauen. Sie kann natürlich auch in Aktion sein und zum Beispiel mit farbiger Sicherheitsausrüstung eine Eiswand erklettern.

Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Mach deine Bildkompositionen also so unverwechselbar und aufregend, wie du möchtest.

Eine Eishöhle in IslandPerson für den Maßstab. Fotocredit: 'Iceland Photo Tours'.



Beleuchtung

Wie du die Eishöhle fotografierst, schlägt sich auf die Stimmung deines Fotos nieder und folglich auch darauf, wie du dich später beim Betrachten fühlst. Du kannst dich auf das natürliche Licht beschränken und einen düsteren Look erzielen, oder du richtest ein sanftes Licht aus deiner Stirnlampe auf die Wände der Eishöhle und unterstreichst damit die leuchtenden Farben im Eis.


Jetzt bist du im Bilde und weißt, wie man im Inneren einer Eishöhle fotografiert. Du bist perfekt vorbereitet, um an einer unserer Foto-Touren teilzunehmen! Freu dich auf das Abenteuer deines Lebens – in der verschneiten Umgebung des Vatnajökull-Nationalparks in Island im Winter. Komm doch mit auf unseren Foto-Workshop mit Eishöhle und Nordlichtern in Island!